Verdener Gespräch
Der Klimawandel schreitet auch in Corona-Zeiten ungehindert voran. Im dritten Jahr in Folge war es wieder viel zu heiß und es hat zu wenig geregnet. Die Grundwasserstände sinken. Die Wälder sind besonders von den geringen Niederschlägen betroffen. Kiefern und Fichten leiden besonders unter der Trockenheit. Allen Pflanzen auch im häuslichen Garten ist der Wassermangel anzusehen. Ohne Beregnung scheint es nicht mehr zu gehen.
Wir müssen daher alles tun, um eine weitere Erderwärmung zu stoppen. Dabei spielt der schnelle Umstieg auf erneuerbare Energien eine sehr wichtige Rolle. Doch dabei zeigt die Bundesregierung keinen Handlungswillen, die dezentrale Energiewende unter Einbezug der Bürgerinnen und Bürger voranzutreiben. Die finanzielle Förderung nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) läuft nach 20 Jahren für Wind- und Biogasanlagen sowie für viele Solaranlagen aus. In den nächsten fünf Jahren endet für 176.000 Photovoltaikanlagen die EEG-Zeit. Damit stehen viele Pioniere der Energiewende, die ihr eigenes Dach schon früh zum Kraftwerk für sauberen Strom gemacht haben, vor dem vorzeitigen Aus.
Die meisten Anlagen sind technisch auf einem guten Stand und könnten noch viele Jahre Strom produzieren. Doch komplizierte gesetzliche Regelungen könnten den Weiterbetrieb erschweren. Die Betreiber sollen sich künftig selbst darum kümmern, wie ihr Strom ins Netz kommt. Doch das ist kompliziert und teuer. Sie fühlen sich von der schwarz-roten Bundesregierung im Stich gelassen. Kommt keine neue Regelung, werden viele ihre Solaranlagen stilllegen. Es braucht eine sinnvolle Lösung für alte Photovoltaikanlagen – damit sie weiterlaufen und das Klima schützen können.
Sauberen Strom aus Sonne, Wind und Wasser zu erzeugen, dafür haben vor einer Generation die Wegbereiter der Energiewende gekämpft. Der Plan war, Atom und Kohle durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Wer grünen Strom erzeugt, sollte diesen problemlos in das Stromnetz einspeisen und dafür verlässlich bezahlt werden. Aus dieser Idee machte im Jahr 2000 die rot-grüne Bundesregierung das Erneuerbare-Energien-Gesetz und verhalf damit der Energiewende in Deutschland zum Durchbruch.
Das EEG machte Hunderttausende im ganzen Land zu Stromproduzenten. Mit dem Auslaufen der EEG-Förderung könnten bis zum Ende dieses Jahres in Niedersachsen und Bremen knapp 1.400 Photovoltaikanlagen vom Netz gehen. Für kleine Solaranlagen lohnt es sich nicht, teure Messgeräte anzuschaffen, um den Strom selbst zu verkaufen. Eine Gesetzeslücke müsste von der Bundesregierung schnell geschlossen werden, um den Solarpionieren von einst eine Zukunft zu ermöglichen. Sinnvoll wäre die Gewährung einer Einspeisevergütung, wie sie heute für Neuanlagen nach dem EEG gezahlt wird. Denkbar wäre auch ein Förderprogramm, um alte Solaranlagen durch Modernisierung mit leistungsstärkeren Solarmodulen zu ersetzen. Wir brauchen mehr Solaranlagen und nicht weniger.
Die Klimaschutz- und Energieagentur im Landkreis Verden (kleVer) plant im September ein Solardachkataster wie im Landkreis Osterholz auf den Weg zu bringen. Damit soll jede Hausbesitzerin oder Hausbesitzer die Möglichkeit bekommen, unabhängige Informationen über die Solarnutzungseignung des Gebäudes zu erhalten. Das Kataster soll detaillierte Informationen über die Dachfläche, Dachausrichtung, Dachneigung, Verschattung und der Einstrahlung durch die Sonne liefern. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung soll Erkenntnisse über den Nutzen der Solaranlage geben. Im Kataster werden auch örtliche Handwerksbetriebe empfohlen, die die Solaranlagen bauen können. Damit wird eine regionale Wertschöpfung unterstützt. Tausende von Dächern eignen sich im Landkreis Verden für die solare Nutzung. Für den Klimaschutz und für die Senkung der eigenen Stromkosten können somit noch viele Bürgerinnen und Bürger persönlich einen Beitrag auf ihrem Dach leisten.
Erich von Hofe,
Kreistagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen aus Fischerhude