Grüne: Bewährtes Kontrollsystem für Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung nicht zerschlagen

Während bei Mastferkeln und Mastschweinen der Antibiotika-Einsatz seit Jahren rückläufig ist, hat sich beim Einsatz des Medikametes auch als Masthilfe bei Geflügel und Kälbern kaum etwas zum Guten verändert. @ Uschi Dreiucker/pixelio

Nds Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast will Agrarlobby Zugeständnisse machen –

In Niedersachsen finden in Nutztierhaltungsbetrieben nur durchschnittlich alle 20 Jahre Tierschutz-Kontrollen durch den Landkreis statt. Jetzt will Agrarministerin Otte-Kinast die Zuständigkeit für die Kontrolle des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung von der Landesebene auf die kommunale Ebene zurückverlagern – zurück also zu den allem Anschein nach jetzt schon völlig überforderten Veterinärämtern der Landkreise.

Fehlendens Personal, riesige Kontrollintervalle und uneinheitliche Kontrollverfahren hatten den damaligen Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) dazu veranlasst, die Aufgabe der Antibiotika-Kontrollen auf Landesebene beim LAVES anzusiedeln. Dadurch konnten einheitliche Kontrollen bei hohem fachlichem Standard und in Folge eine drastische Reduktion des Antibiotikaeinsatzes erreicht werden. Dass es funktioniert, das hatte Ministerin Otte-Kinast im Jahr 2018 selbst noch so gesehen und angekündigt, es beizubehalten.

Nun der Sinneswandel. „Eine Rückverlagerung an die Landkreise scheint eine reine Gefälligkeit der Ministerin zu sein, denn die Agrarlobby störte sich von Anfang an an den gebührenfinanzierten Schwerpunktkontrollen durch Landesbedienstete“, sagt Miriam Staudte, agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag. Sie warnt vor erneuter Nachlässigkeit: „Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sterben in Deutschland bis zu 20.000 Menschen jährlich an multiresistenten Keimen“, die u.a. durch massenhaften Antibiotika-Missbrauch nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden können. „Daher ist nach wie vor die drastische Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung eine herausragend wichtige Aufgabe.“ Wenn auch der Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung in fünf Jahren mehr als halbiert werden konnte, landen von den aktuell noch verabreichten Mengen immer noch rund 40% als Masthilfsstoffe im Tierfutter.

Im Bereich der Tierhaltung, ist Staudte sicher, braucht man ausgewiesene Fachleute, die sich nur mit dieser Aufgabe befassen und die Tierhalterinnen und Tierhalter auch wirklich fundiert beraten können. „Bei den Landkreisen würde jemand, der eigentlich eine andere Aufgabe hat, die Antibiotika-Kontrolle noch mit ein paar Stunden die Woche miterledigen. Kontinuierliche, fachliche Fortbildung wäre nicht realistisch“, warnt die Grünen-Landtagsabgeordnete.

Vor gut einem Jahr erst hatte die Tageschau das Thema, gut aufbereitet, übersichtlich.

https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/antibiotika-landwirtschaft-101.html