Die Fraktion Bündnis90/Die Grünen hat sich in der letzten Ratssitzung geschlossen für den Architekturwettbewerb zu einem Zentralen Denkort „Demokratie und Menschenrechte“ eingesetzt. Das Ergebnis dieses Wettbewerbs hätte jede Form von Bürgerbeteiligung ehrlicher und transparenter gemacht, weil die Bürgerinnen und Bürger ein Bild von dem bekommen hätten, worüber sie entscheiden.
Ich selbst war an den Diskussionen im Kulturausschuss und in der Arbeitsgruppe beteiligt. Als uns der Zentrale Denkort „Demokratie und Menschenrechte“ vorgestellt wurde, habe ich mir nicht vorstellen können, dass die Auseinandersetzung einmal so aus dem Ruder laufen könnte. Zu Beginn wurde durchaus sachlich diskutiert. Die Vertreter des Vereins für Regionalgeschichte haben Rede und Antwort gestanden und Frau Dr. Wickert hat das pädagogische Konzept vorgestellt. Dabei nahm der Denkort für mich immer klarere Formen an. Gleichzeitig wurde deutlich, wie viel ehrenamtliches Engagement durch den Verein für Regionalgeschichte hinter dem Projekt steht. Ziel des Vereins ist die regionale Aufarbeitung der NS-Diktatur. Dieser Aufarbeitung sollte in dem geplanten Denkort Raum gegeben werden. Gleichzeitig soll aber auch Initiativen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen für zeitlich begrenzte aktuelle oder geschichtliche Ausstellungen Raum zur Verfügung stehen. Ein Zentraler Denkort „Demokratie und Menschenrechte“ muss, damit er überhaupt Sinn macht, die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart schaffen. Der Verein für Regionalgeschichte hat dazu hervorragende Arbeit geleistet. Das pädagogische Konzept findet in Fachkreisen viel Anerkennung.
Die Leserbriefe der letzten Wochen haben gezeigt, wie wichtig es gewesen wäre, den Bürgerinnen und Bürgern dieses Projekt konkret vorzustellen. Mit konkret meine ich sowohl inhaltlich als auch das Gebäude selbst. Dazu hätten wir den Architekturwettbewerb mit Zeichnungen und Modellen gebraucht. In vielen Köpfen spukte der Reichsbahnwaggon wie er an den Berufsbildenden Schulen steht und Gedanken wie „Schuldzuweisung“ und „Mahnmal“. Diese Bilder und Gedanken wurden von der CDU deutlich forciert durch die unsachlichen Redebeiträge in allen politischen Gremien. In der letzten Ratssitzung ist Herr Rosenthal sogar so weit gegangen den Verein für Regionalgeschichte in seiner Arbeit direkt anzugreifen. Frau Rosenthal hat ganz offensichtlich die Ratssitzung mit einer zweitklassigen Fernsehshow verwechselt und wollte den Zuschauerinnen und Zuschauern, die sehr zahlreich erschienen waren eine Kostprobe ihrer persönlichen emotionalen Rhetorik bieten. Ich fand es beschämend, wie mit Bürgerinnen und Bürgern, die sich in der Stadt engagieren, umgegangen wurde. Ein paar Tage nach der Ratsitzung wurden bereits CDU-Flugblätter gegen den Reichsbahnwaggon in der Fußgängerzone verteilt. Das Ganze nennt sich dann Vorbereitung auf die Bürgerbefragung und auf den Wahlkampf.
Uns Grünen ist ein Zentraler Denkort „Demokratie und Menschenrechte“ zu wichtig, um ihn im Wahlkampf zu zerreden. Wir können daher gut verstehen, dass der Verein für Regionalgeschichte sich jetzt aus dem Vorhaben zurückgezogen hat.
Wir Grünen befürworten nach wie vor einen lebendigen Denkort „Demokratie und Menschenrechte“ und werden nach der Wahl jede neue Initiative zur Umsetzung des Projekts unterstützen!
Gesine Ahlers
Fraktionsvorsitzende von
Bündnis 90/Die Grünen
Verdener Stadtrat