Am Dienstag, dem 08.07.2008 soll der Rat der Stadt Verden darüber entscheiden, ob die Selbstverwaltung des Jugendzentrums Dampfmühle, nach 30 Jahren seines Bestehens, beendet wird. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stemmt sich vehement gegen diese Abschaffung der Selbstverwaltung. Die eigenverantwortliche Beteiligung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an den Entscheidungen über die Gestaltung des Jugendzentrums muss unbedingt erhalten werden.
Vor 30 Jahren, als das Jugendzentrum entstanden ist, war ich 18 Jahre alt. Ich gehöre zu einer Generation, die sich sehr für die Schaffung eines selbstverwalteten Jugendzentrums eingesetzt hat. Viele Ratsmitglieder gehören dieser Generation an, einige von Ihnen haben sogar persönlich für dieses Jugendzentrum gekämpft. Denn wir hatten ganz eigene Interessen, die nicht der damaligen gesellschaftlichen Norm entsprachen. Wir sind im Urlaub per Anhalter nach Griechenland gefahren und wir haben Punk- und Rockmusik gehört. Und wir wollten einen Ort haben, an dem wir selbst über die Aktivitäten entscheiden konnten und für den wir auch die Verantwortung übernehmen wollten. Und Verantwortung übernehmen war gar nicht so leicht, wir mussten viel lernen. Das hat uns gut getan.
Aber wir haben uns verändert. Viele von uns fahren heute lieber in den Harz und wir hören vielleicht auch gern mal Klassik oder Jazz. Und das ist auch gut so. Veränderungen können ein Leben sehr viel reicher machen. Sollen heute ruhig andere trampen, sollen doch andere Punk hören und sollen doch andere für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum kämpfen. Und genau das tun sie jetzt. Sie treten genauso für Ihre Interessen ein, wie wir es seinerzeit getan haben. Mit welcher Begründung sprechen wir Ihnen das gleiche Recht ab, für das wir damals eingetreten sind. Mit dem Ende unserer eigenen Jugendzeit darf doch das Verständnis für die Interessen der heutigen Jugendlichen nicht enden. Ein starkes Engagement der Jugendlichen und jungen Erwachsenen für Ihr selbstverwaltetes Jugendzentrum sollten wir nicht blockieren sondern wir sollten es unterstützen und fördern. Wir Grünen tun das.
Teilhabe, Beteiligung und Partizipation waren auf dem 13. Kinder- und Jugendhilfetag in Essen am 18.06 diesen Jahres die am häufigsten genannten Worte zum Thema „Vorbeugen gegen Abgleiten der Jugendlichen in Gewalt oder Lethargie“. Unser Bundespräsident Horst Köhler sagte in seiner Eröffnungsrede hierzu, man dürfe keinen verloren geben. Und weiter sagte er wörtlich: „ Die Jugendlichen brauchen Orte, an denen sie Ihren Wert erfahren können, an denen Sie spüren, dass sie gebraucht und geschätzt werden.“
Auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend tritt für eine gesellschaftliche Teilhabe der Jugendlichen ein. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und dem Deutschen Bundesjugendring (DBJR) wurde das „Aktionsprogramm für mehr Jugendbeteiligung“ ins Leben gerufen.
Wir können mit dem Erhalt der Selbstverwaltung des Jugendzentrums ein großes Maß an Teilhabe schaffen, ein deutliches Zeichen für Wertschätzung setzen und uns somit unserer gesellschaftlichen Verantwortung stellen. Oder wir können den jungen Menschen in unserer Stadt zeigen, das politischen Absichten eben doch keine Taten folgen werden. Der gerade dramatisch dokumentierte Politikverdruss zeigt wohin das führt.
Die Fraktion der Grünen nimmt die Notwendigkeit der Teilhabe von jungen Menschen als vorbeugendes Mittel gegen ein Abgleiten in Gewalt oder Lethargie sehr ernst. Wir werden uns für den Erhalt der Selbstverwaltung einsetzen.
Martin Deter
Stellv. Fraktionsvorsitzender, Bündnis 90/Die Grünen im Verdener Stadtrat