Jahrzehntelang waren der Verdener Rathausvorplatz und die Große Straße zwischen Nordertor und Ostertorstraße mit Kopfsteinpflaster gepflastert. Die Steine waren nicht historisch begründet, standen auch nicht unter Denkmalschutz und konnten lediglich den Eindruck einer historischen Altstadt verstärken. Was optisch durchaus zu dem Umfeld passte, ließ in der Nutzung zu wünschen übrig. Ob mit Stöckelschuhen, Rollator, Rollstuhl oder Fahrrad, die Pflasterung erschwerte die Fortbewegung sehr, sie war schlichtweg nicht barrierefrei.
Im europäischen „Jahr der behinderten Menschen“ 2003 habe ich für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den Antrag gestellt, dass der Platz und die Große Straße barrierefrei umgestaltet werden.
2006 folgte ein Antrag der SPD-Fraktion.
Am 12.4.2011 kam es dann zum Ratsbeschluss zur Umsetzung eines Gestaltungskonzeptes für den Rathausvorplatz und die Große Straße (zwischen Herrlichkeit und Bäckerstraße). Dieses Gestaltungskonzept gehört zum „Wachstumskonzept Innenstadt“ und wird daher mit EU-Mitteln gefördert. Es wurde mit einem Planungsbüro gemeinsam mit Fachleuten der Verwaltung, Vertreterinnen und Vertretern der Fraktionen aus dem Rat, Anliegern, dem Behindertenbeauftragten und dem Seniorenbeauftragten entwickelt. Der Ratsbeschluss erfolgte einstimmig.
Die Umsetzung schien allerdings permanent von neuen Problemen belastet. Kostensteigerung, Materialfehler und Verzögerung in der Herstellung haben das Projekt immer wieder in die öffentliche Kritik gebracht. Für die anliegenden Geschäfte und Büros war der Baustellenlärm manchmal fast unerträglich.
Seit Dezember 2013 ist die Fläche nutzbar. Der Weihnachtsmarkt war ein schöner Start. Von den Besuchern habe ich nur positive Äußerungen gehört. Nach der Kritik im Vorfeld endlich ein Aufatmen. Im Frühjahr geht die Gestaltung weiter. Einige Steine sind schadhaft und müssen ausgewechselt werden. Gleichzeitig wird der Rathausplatz möbliert. Der Ausschuss für Straßen und Stadtgrün hat Bänke im Stil der bereits aufgestellten ausgesucht. Pflanzenkübel werden folgen. Dabei ist besonders zu beachten, dass der Platz domweihfähig bleibt. Das heißt, dass alle Elemente wie Bänke und Blumenkübel beweglich sind und der Domweih Platz machen können.
Bevor der Bereich endgültig fertig gestellt ist, muss im Rat entschieden werden, ob er wieder für den Autoverkehr freigegeben wird. Von der Fraktion Bündnis90/ die Grünen liegt aus dem Jahr 2006 ein Antrag vor, den Bereich zur Fußgängerzone zu machen. Der Antrag basiert auf einer Käuferumfrage im Umland und in Verden selbst und auf zahlreichen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern. Auch die SPD-Fraktion hat fast zeitgleich einen entsprechenden Antrag gestellt.
Im Grünen Kommunalwahlprogramm 2011 haben wir den Wählerinnen und Wählern versprochen, dass wir uns für eine autofreie Große Straße einsetzen werden. Unter anderem sind wir auch deshalb gewählt worden.
Wenn im Rat über den Autoverkehr in der Großen Straße entschieden wird, geht es um zwei „alte“ Anträge von Grünen und SPD. An der Position der Fraktion Bündnis90/Die Grünen hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert. Im Gegenteil: Seitdem der Platz wieder zugänglich ist, werden wir immer wieder dazu aufgefordert, uns für eine Fußgängerzone einzusetzen. Auch wenn manche Kaufleute es nicht wahrhaben wollen: Das Einkaufen in diesem Bereich der Innenstadt ist für zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ohne Autoverkehr wesentlich attraktiver.
Gesine Ahlers
Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen im Rat der Stadt Verden