Nach einer Publikation in der Wirtschaftswoche vom 14. August zählt Edeka (inklusive Netto) mit einem Umsatz von 51,85 Milliarden Euro in 2014 zum größten Lebensmittelhändler in Deutschland und zwar mit deutlichem Abstand vor Rewe (inklusive Penny) mit 37,999 Milliarden Euro.
Auf den weiteren Plätzen folgen Lidl, Kaufland (die Schwarz-Gruppe) mit 34,06 Milliarden Euro, Metro (Real, Cash & Carry) mit 29,718 Milliarden Euro, Aldi (Nord und Süd) mit 27,505 Milliarden Euro und Lekkerland mit 8,790 Milliarden Euro. An siebter Position steht die Tengelmann Gruppe mit 7,515 Milliarden Euro Umsatz.
Schon im Zuge der Übernahme von über 2.300 „Plus“-Filialen von Tengelmann und dem Zusammenschluss mit der Edeka-Tochter „Netto“ im Jahre 2008 hat Edeka seine hinzugewonnene Marktmacht nutzen können, um außerordentliche Rabatte, z.B. die sog. „Hochzeitsrabatte“ von Zulieferern zu verlangen.
Edeka plant nunmehr den Kauf der rund 450 Filialen von Kaiser’s Tengelmann. Durch den Zusammenschluss befürchtet das Bundeskartellamt Preiserhöhungen und weniger Wettbewerb und untersagte deswegen im Frühjahr 2015 das Vorhaben. Um dieses Veto zu umgehen, beantragte Edeka eine Ausnahmegenehmigung, die sog. Ministererlaubnis durch den Bundeswirtschaftsminister. Die Monopolkommission empfahl daraufhin in einem Sondergutachten, den Antrag abzulehnen.
Die berechtigte Kritik an der Übernahme reicht mit sehr guten Argumenten von der Monopolkommission, Verbraucherzentrale über den Bauernverband bis hin zur Gewerkschaft Verdi und richtet sich auch gegen Bundeswirtschaftsminister Gabriel (SPD). Am 12. Januar hatte er die Bedingungen für die beabsichtigte Erteilung einer Ministererlaubnis für die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka genannt. Damit sollen die Beschäftigungsverhältnisse der rund 16.000 Arbeitnehmer(innen) von Kaiser’s Tengelmann durch Tarifverträge abgesichert werden. Die endgültige Entscheidung steht demnächst an.
Durch die Übernahme wird die große Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel weiter vorangetrieben. Schon jetzt haben die fünf größten Supermarktketten zusammen einen Marktanteil von etwa 85%. Edeka ist bereits Marktführer mit einem Nachfrageanteil zwischen 25 und 30% und mit den zusätzlichen Supermärkten erhält Edeka zusätzliche Einkaufsmacht zu Lasten von Verbrauchern einerseits sowie Herstellern und Erzeugern andererseits, vor allem in der Landwirtschaft.
Im Einzelhandel zählt Kirchlinteln als Grund-, die Stadt Verden als Mittel- und Bremen als Oberzentrum. Im Grundzentrum Kirchlinteln plant Edeka einen Neubau auf dem sensiblen „Aula“Grundstück, um die bisherige Verkaufsfläche von 780 m² auf 1.500 m² (plus 500 m² Nutzfläche) zu erhöhen und den Umsatz um 50 % zu steigern. Ob dieses Wunschdenken Wirklichkeit wird, hängt nicht allein von der Einwohnerzahl innerhalb der Gemeinde ab, sondern u.a. auch von der Verkehrsanbindung.
Für den gesamten sog. Kleinbahnbezirk ist das Mittelzentrum Verden verkehrsgünstiger zu erreichen. Das Oberzentrum Bremen mit dem Weserpark wird für Kirchlintler(innen) weiterhin interessant bleiben und Dodenhof in Posthausen an Anziehungskraft durch einen Edeka-Neubau in Kirchlinteln wohl nicht verlieren.
Im Ort gibt es weiteren Einzelhandel, so dass Versorgungsschwierigkeiten nicht bestehen und auch nicht zu befürchten sind.
Umsatzsteigerungen können mit mehr Personal für einen Bestell- und/oder Liefer-service auch erreicht werden. Gerade ein Bestell- und Lieferservice könnte dem demografischen Wandel Rechnung tragen. Die Land-bäckerei Wöbse bietet diese Serviceleistung bereits über Generationen erfolgreich an.
Faire Milchpreise sind nach dem Wegfall der Milchquote gerade für die familiären Milchviehbetriebe in der bäuerlichen Landwirtschaft überlebenswichtig.
Eine Machtkonzentration mit ruinösem Wettbewerb ist der falsche Weg.
Frank-Peter Seemann
Mitglied der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen
im Verdener Kreistag