“Refugees Welcome” – Flüchtlinge mit gutem Gefühl aufnehmen

Stefan Okrongli

 

Die Prognose der dieses Jahr zu erwartenden Flüchtlinge steigt – noch vor wenigen Wochen galten 800 000 als möglich, nun ist bereits von mehr als einer Million die Rede. Wie können wir dem Herr werden?

Die Antwort auf diese Frage ist sicherlich nicht einfach. Bereits Ende August wussten wir das; dennoch hat die deutsche Willkommenskultur den Zweiflern die Schranken gewiesen, und den Flüchtlingen Schranken geöffnet. Landauf, landab haben sich Initiativen und Hilfsvereine gegründet, um denen zu helfen, deren Leib und Leben in ihrer Heimat bedroht war, unter anderem auch hier in Verden.

Es ist eine Stärke der deutschen Bevölkerung dann helfend da zu sein, wenn die Politik sich noch sortieren muss. Das positive Gefühl, das in diesen Wochen in mir wuchs, lasse ich mir auch nicht mehr nehmen!

Meine gute Stimmung wird betrübt durch die Pegida und ihre faulen Schwestern. Nicht nur im Osten unserer Republik mehren sich Angst und Unsicherheit, ob wir der großen Herausforderung dieser extremen Situation gewachsen sind. Zweifelhafte Agitatoren befeuern diese Angst mit Desinformationen und falschen Interpretationen.

Sie behaupten, es gäbe eine höhere Kriminalitätsrate unter Asylsuchenden, ohne dies belegen zu können. Ohnehin taugen Statistiken, die nur Verdachtsfälle erfassen und keine Information über die Schwere der mutmaßlichen Delikte enthalten, für nichts anderes, als Ängste zu schüren.

Natürlich gibt es unter denen, die bei uns Schutz suchen, auch schwarze Schafe, doch das rechtfertigt nicht, alle Flüchtlinge über einen Kamm zu scheren. Mal ehrlich, welcher Mensch würde freiwillig all sein Hab und Gut verkaufen, die Heimat verlassen, zwielichtigen Schlepperbanden für eine lebensgefährliche Flucht vor Krieg, Unterdrückung und Hunger das letzte Ersparte geben – um dann in Deutschland eine Karriere als Kleinkrimineller zu beginnen?

Genau so wenig teile ich die Sorge um die Werte des Abendlandes. Wenn Rechtsgesinnte auf einmal Frauenpolitik und Unterstützung Lesben und Schwuler für sich entdecken, ist das wenig glaubhaft.

Integration bedeutet, Menschen in unsere Gesellschaft einzugliedern. Dazu gehört auch die Vermittlung unserer Werte. Dieses Wertesystem ist modern, hat viele Facetten und ist stark, aber nicht starr. Dass wir am Ende eine andere Gesellschaft sein werden, ist klar; aber eben keine Gesellschaft, die sich grundlegend gewandelt hat.

Ich sehe eher eine positive Zukunft. Es wird nicht leicht werden, die vielen Menschen zu integrieren; aber warum sollten wir uns vor dieser Herausforderung fürchten? Darin stecken viele Chancen.

Neue Talente werden unsere Kultur und Wirtschaft bereichern, auch diejenigen, die keine Ärzte oder Ingenieure sind. Der Arbeitsmarkt wird flexibler werden müssen, wovon alle Arbeitsuchenden profitieren können. Die gewachsene Arbeitnehmerschaft wird unsere Sozialkassen sichern. Zunehmende Schülerzahlen werden den Kommunen Argumente für Sanierung oder Neubau maroder Schulen in die Hand geben.

Die deutsche Wilkommenskultur hat uns gezeigt, wie stark wir als Gesellschaft wirklich sind, ganz ohne Druck durch Gesetze und Verordnungen. Hunderttausende freiwillige Helfer griffen den Behörden unter die Arme und machten möglich, was nie möglich schien. Dadurch werden andere, bisher unüberwindlich geglaubte Probleme, lösbar! Das ist für mich das Deutschland der Zukunft: offen, flexibel, modern, und bereit Herausforderungen konstruktiv und positiv zu begegnen.

Abschließend möchte ich Ihnen ein Zitat von ProAsyl auf den Weg geben: „Du kannst gegen Krieg sein. Du kannst gegen Gewalt sein. Du kannst gegen Terror sein. Aber du kannst nicht gegen die sein, die davor fliehen.“