Aus Schweden kamen wir aus dem Urlaub zurück, wo die Wälder in einem unbekannten Ausmaß brannten. Über Berlin zogen Rauchwolken aus Brandenburg, wo hunderte Hektar Wald in Flammen standen. In Griechenland sind weit mehr als 80 Menschen gestorben. Karten zur Waldbrandgefahr zeigten halb Europa in Rot: höchste Gefahr. Die Trockenheit ließ Weizen, Zuckerrüben, und Mais verdorren. In Teilen Nord- und Ostdeutschlands rechnen Bauern mit erheblichen Ernteeinbußen.
Auch in Fischerhude sind die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren. Unser Rasen sah aus wie ein Juteteppich. Monatelange Hitzewellen wechselten manchmal mit Starkregen. Fischsterben in einigen Gewässern und Blaualgen im Otterstedter See sind Folgen der hohen Wassertemperatur. Knochentrockene Böschungen und Getreidefelder brannten mit rasender Geschwindigkeit. Die Feuerwehren standen in höchster Alarmbereitschaft.
Die Hitzerekorde stehen in einem deutlichen Zusammenhang mit der globalen Erwärmung durch zu hohen Kohlendioxid-Ausstoß. So sehen es viele Wissenschaftler weltweit. Die Vorboten der Klimakrise sind auch bei uns in Mitteleuropa angekommen. Sie sind nicht mehr abstrakt, nicht mehr irgendwann, sondern hier und jetzt vor Ort erlebbar.
Für den Klimaschutz muss jetzt auf allen Ebenen viel getan werden. Auf Bundesebene ist die Bundesregierung gefordert, endlich die alten luftverschmutzenden Kohlekraftwerke abzuschalten. Es reicht nicht aus, nur eine Kohlekommission einzusetzen und auf Zeit zu spielen. Es ist ein Skandal, dass der Energiekonzern RWE schützenswerte Wälder im Hambacher Forst zum Braunkohleabbau in NRW abholzen lasen will, während die Kommission noch tagt. Der Dinosaurier RWE hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
Die erneuerbaren Energien müssen zügig ausgebaut werden. Strom aus Wind, Sonne und Wasser belasten nicht das Klima. Doch auch hier stehen CDU und SPD auf der Bremse. Zehntausende von Arbeitsplätzen z. B. bei dem Windenergieanlagenhersteller Enercon in Aurich stehen auf dem Spiel, weil die gesetzlichen Vorgaben immer noch zu Gunsten der alten fossilen Kraftwerke gelten. Das muss sich dringend ändern.
Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens, eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu erreichen, ist auch die kommunale Ebene gefordert, Maßnahmen zum Schutz des Klimas zu ergreifen. Die sechs Gemeinden und die beiden Städte Achim und Verden haben zwar schon einige Projekte zur Energieeinsparung z. B. bei öffentlichen Gebäuden auf den Weg gebracht. Doch es bleibt noch sehr viel zu tun.
Deshalb unterstützen wir die Gründung einer Energie- und Klimaschutzagentur im Landkreis Verden. Die Agentur soll u. a. dazu beitragen, Energie in Privathaushalten einzusparen, energetische Gebäudesanierungen zu begleiten, Projekte mit Schulen durchzuführen, Betriebe bei der effektiven Energieerzeugung zu beraten oder die E-Mobilität zu fördern. Der Einsatz von Elektroautos steckt noch in den Kinderschuhen. Hier sollten die Gemeinden und der Landkreis zusammen mit den Unternehmen die Infrastruktur in Form von Elektro-Tankstellen und Fahrzeugen aufbauen, um die E-Mobilität voran zu bringen. Langfristig geht es um den Umstieg von Verbrennungsmotoren auf regenerative Antriebe, ohne die Umwelt zu belasten.
Auf der nächsten Sitzung des Kreisausschusses für Wasser-, Energie- und Abfallwirtschaft am 20. September soll das Konzept zur Gründung einer Energie- und Klimaschutzagentur abgestimmt werden. Die Agentur soll beim Norddeutschen Zentrum für nachhaltiges Bauen in Verden angesiedelt werden und für Bürgerinnen und Bürger als Anlaufstelle zur Verfügung stehen. Für die ersten drei Jahre kann die Klimaschutzagentur mit 150.000 Euro Fördermittel des Landes rechnen. Wir hoffen, dass auch alle Parteien des Kreistages der Gründung einer Klimaschutzagentur zustimmen werden.
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Erich von Hofe, Kreistagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen aus Fischerhude |