Kindler: „Verschiebebahnhof für Lagerstättenwasser“

Wer will noch was, wer hat noch nicht? Lagerstättenwasser auf Wanderschaft ... oder besser auf der Suche nach einer neuen Versenkbohrstelle. Die Erdgas- und Erdölförderung muss eingestellt werden, damit gar nicht mehr erst belastete Abwässer anfallen. © Stahl

Nur ein konsequenter Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen wird das Problem langfristig lösen.

Wir erinnern uns noch gut an die Demonstrationen im Landkreis Verden, um die Erdgasförderung zu stoppen und mit ihr alle Gefahren u.a. auch der Lagerstättenwasser-Verpressung und des Lagerstättenwasser-Tourismus. Die ganze Technologie ist schädlich für die weltweite Umwelt, energiewirtschaftlich rückwärtsgewandt und lokal gefährlich. Unterschiedlich stark mit Benzol und Quecksilber belastetes Lagerstättenwasser fällt bei allen Erdgas- und Erdöl-Bohrungen an. Es muss und soll wieder rein in den Boden, leider meist ungereinigt und schadstoffbelastet. Schlimme Leckagen haben hier vor Jahren Ernten vernichtet und großräumigen Bodenaustausch zur Folge gehabt. Lang, lang ist’s her!?

Noch weitere fünf Jahre schädliches Abwasser

Da hier voraussichtlich noch weiter fünf Jahre mindestens Erdgas gefördert wird, fällt auch im Landkreis Verden nach wie vor Lagerstättenwasser an, das wir zurzeit „exportieren“. Daher kann es uns nicht egal sein, wenn im kommenden Februar auch die vier Versenkbohrstellen im Heidekreis und im Landkreis Rotenburg/Wümme (in Sottrum, Söhlingen, Walsrode und Dethlingen) dicht machen. Denn so sieht es das Wasserhaushaltsgesetz vor und das ist grundsätzlich auch gut so.

Für Sven-Christian Kindler, MdB, wird das Problem der Lagerstättenwasser-Entsorgung damit aber eben nur verschoben, nicht abgebaut. „Solange die Förderung von Erdgas und Erdöl weiter betrieben wird, fällt auch problematisches Lagerstättenwasser an, welches in Zukunft dann wahrscheinlich per LKW in die Landkreise Diepholz oder Oldenburg zu den dortigen Versenkbohrstellen gefahren wird“, so der GRÜNE Bundespolitiker.

Es sei zwar ein kleiner Fortschritt, weil das Lagerstättenwasser an den anderen Standorten in die Bereiche verpresst werden solle, die der Erdschicht ähneln, aus der es stamme. „Es ist aber keine Lösung für die vielfältigen Probleme, die durch die Erdgasförderung in der Region entstanden sind. Konsequent ist nur eine Politik, die vorausschauend einen Ausstiegsplan aus der Öl- und Gasförderung in Niedersachsen entwickelt, wie von der niedersächsischen grünen Landtagsfraktion bereits im Herbst 2020 gefordert.

Mit Förderzinserhöhung noch mehr Subventionen

Wir brauchen eine Energiewende auch im Wärmebereich, indem zurzeit noch sehr viel fossile Energie eingesetzt wird. SPD und CDU haben aber im Januar 2021 durch ihre im Eiltempo durchgesetzte Entscheidung, den Förderzins für die Öl- und Gasindustrie zu senken, genau das gegenteilige Signal gesetzt. Rund 250 Millionen Euro wird diese Subvention der Öl- und Gasindustrie bringen. Sieht so der Weg zu einer zukünftigen klimaneutralen Energieversorgung aus? Die Antwort ist nein.

Ich teile die Forderung der niedersächsischen Grünen nach einem Stopp neuer Aufsuchungs- und Fördergenehmigungen durch das Landesbergamt und unterstütze die Forderung nach entsprechenden Änderungen im Bundesbergrecht ausdrücklich. Als Konsequenz daraus ist eine aktive Politik der Bundesregierung erforderlich, die hilft den Wärme und Energieverbrauch deutlich zu senken, energetische Sanierungen von Gebäuden fördert und den verbleibenden Gasbedarf für besondere Prozesse durch Wasserstoff deckt, der mit Hilfe erneuerbarer Energien gewonnen wird. Hier verfolgen die Bundesregierung und auch die niedersächsische Landesregierung leider einen Schlingerkurs, der den Klimaschutz blockiert. Das muss sich dringend ändern