Claudia Roth in Verden


Die Grünen-Parteivorsitzende Claudia Roth war am Mittwoch gemeinsam mit Bundestagskandidat Heiner Haase zu Besuch in Verden. Unterstützt von einigen Mitgliedern des Grünen Ortsverbands besuchten sie den Verdener Kulturverein und waren anschließend bei der Verdener Aller Zeitung zu Gast.

Bericht der Verdener-Aller-Zeitung:

Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth besuchte gestern Türkisch-Islamischen Kulturverein / Gespräch mit Ertan Ünlü
Gespräch suchen und Hürden ausräumen
Verden – (mw) Politisch funkten sie auf einer Wellenlänge: Ertan Ünlü, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins in Verden, überreichte gestern eine Liste mit mehreren Wünschen an Claudia Roth, Bundesvorsitzende der Grünen. Ihr Kommentar: „Das sind auch Forderungen unserer Partei.“
Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, im Gespräch mit Ertan Ünlü, erster Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Verden.
Die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, im Gespräch mit Ertan Ünlü, erster Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Verden.
Mehr als eine Stunde nahm sich die Bundesvorsitzende gestern Nachmittag Zeit und ließ sich durch die Räume des Vereins in der Grünen Straße in Verden führen. In einer ehemaligen Lagerhalle ist dort neben den Vereinsräumen auch eine Moschee untergebracht. Ein Wunsch der muslimischen Gemeinde, die etwa 500 Mitglieder zählt: „Der Bau einer eigenen Moschee“, so Vorsitzender Ünlü. Er wisse um die Widerstände gegen ein solches Vorhaben, betonte er. Er schlage daher gemeinsame Gespräche vor, in denen mögliche Hindernisse offen angesprochen und ausgeräumt würden. Den prominenten Gast hatte er da auf seiner Seite: „Die Muslime zählen in Europa zur zweitgrößten Religionsgemeinschaft. Wir müssen ihnen die Möglichkeit geben, ihren Glauben zu praktizieren, und zwar in Moscheen, die nicht in Hallen oder in Gewerbegebieten untergebracht sind“, betonte Roth.
Vorsitzender Ünlü verwies auf die Bedeutung seines Vereins insbesondere bei den Jugendlichen: „Wir kümmern uns um sie und darum, dass sie nicht auf der Straße stehen.“ Ünlü unterstrich zudem, dass das Haus in der Grünen Straße für Vertreter aller Glaubensrichtungen offen stehe. „Wir sind Multi-Kulti.“
Viele Muslime leben seit mehreren Generationen in Deutschland, werden hier alt. „Es ist unsere Heimat. Doch wenn wir sterben, können wir uns nicht auf den kommunalen Friedhöfen beerdigen lassen“, bedauerte Ünlü. Claudia Roth unterstützte ihn in seinen Forderungen, die örtliche Friedhofsregelung zu reformieren. „Es spricht nichts dagegen, Gräberreihen in Richtung Mekka auszurichten“, formulierte sie.
Klare Vorstellungen äußerte die Bundesvorsitzende zur Ausbildung der Imane. „Wer in hiesigen Moscheen lehrt, der sollte auch in Deutschland studiert und mit unseren Problemen vertraut sein.“ Roth warnte zugleich vor einer so genannten Islamophobie. Wer Islamismus mit Terrorismus gleichstelle, der spiele den Rechtsradikalen in die Hände.“
Einer klare Absage erteilte die Bundesvorsitzende dem derzeit geltenden Optionsmodell. Danach müssen sich Kinder von Ausländern im Alter zwischen 18 und 23 Jahren zwischen einem deutschen Pass und dem ihrer Eltern entscheiden. „Wir machen uns weiter für eine doppelte Staatsbürgerschaft stark. Sie ist absolut notwendig und ein entscheidender Beitrag zur Integration. In einer Zeit des Bevölkerungsrückganges brauchen wir keine neuen Hürden, sondern eine Liberalisierung der Einbürgerung.“ Ihr Begleiter Heiner Haase, Bundestagskandidat der Grünen im Wahlkreis Osterholz-Verden, formulierte es sportlich: „Im Fußball-Länderspiel heute Abend trägt der Türke Mesut Özil die Nummer zehn auf dem Rücken und zieht die Fäden im deutschen Spiel.“