Bienen-Aktionismus der GroKo

Alter Imker-Ha(a)se-Bruns, unser verdienter GRÜNER, mit seiner "Schülerin" Gitta Stahl in 2018 am Rathausbienenstand. Auch offiziell schon "Ausgelernten" bietet der Imkerverein immer noch weiteres Mentoring an. Denn Imker*innen und Nachwuchs sind sich ihrer Verantwortung für das Tier sehr bewusst.

Miriam Staudte sieht im „Imkerschein“ die Vertuschung von Lebensraumproblemen

Eigentlich läuft in Niedersachsen in Sachen Imkerausbildung alles ziemlich rund. Doch ausgerechnet da soll jetzt gut laufende Freiwilligkeit durch Pflicht erschwert werden. Zum Wohle der Bienen? Miriam Staudte von BÜNDNIS 90/DIE GRÜENEN vermutet, dass die wachsende Zahl naturbegeisterter, Vielfalt fordernder und dem Pestizideinsatz in der Landwirtschaft kritisch gegenüber stehender Hobbyimker*innen der GroKo Angst macht.

Seit vielen Jahren erlernen die meisten Jungimker*innen auf hohem Niveau, wie sie ihre „Nutztiere“ pflegen, füttern und betreuen sollen, wie sie sie über den Winter bekommen und vor Krankheiten und Parasiten schützen. Die allermeisten Jungimker absolvieren eine Ausbildung … auch dann noch, wenn sie längst bei Mentorinnen und Mentoren – meist aus der Familie – schon viel lernten. Zumal … um Honig in Verkehr zu bringen braucht es zumindest die Hygieneschulung, und die wird meist im Rahmen der Ausbildung absolviert.

Miriam Staudte sagte dazu im Landtag: „Mit diesem Antrag haben Sie sich wahrlich keinen Gefallen getan. Die Imkerinnen und Imker laufen Sturm und auch wir Grünen lehnen einen verpflichtenden Imker-Führerschein ab. Die Imkerei muss unterstützt statt bürokratisiert und reglementiert werden.

Wir lassen Ihnen hier nicht durchgehen, dass Sie den Eindruck erwecken wollen, Bienenvölker sterben, weil die Imker keine Ahnung haben. Bienenvölker sterben, weil die Landschaft ausgeräumt ist, weil sie ein mangelndes Nahrungsangebot an vielfältigen Blühpflanzen haben und weil Pflanzenschutzmittel zu viel und falsch angewendet werden. Auch deswegen sind sie geschwächt im Kampf gegen Parasiten wie die Varroa-Milbe.

Pflanzenschutzeinsatz im blühenden Rapsfeld: In die Blüte darf jetzt nur bienenverträgliches Fungizid gespritzt werden. Imker und Honigfreunde irritiert so ein Anblick aber allemal.

Wir freuen uns über die neue Beliebtheit der Imkerei und wollen nicht, dass durch einen Pflichtschein – womöglich mit Prüfung – eine unnötige Hürde mit abschreckender Wirkung aufgebaut wird. Es ist schön, dass durch dieses Hobby derzeit so viele Menschen für die Natur und ihren Schutz begeistert werden.

Aber vielleicht ist das ja einigen ein Dorn im Auge, dass sich plötzlich so viele Menschen gegen den Einsatz von Pestiziden und gegen Monokulturen einsetzen? 

Es gibt überhaupt keinen Handlungsbedarf, denn die Imkerverbände, die Volkshochschulen – alle werden seit einigen Jahren überrannt bei ihren Imker-Kursen. Kein Mensch schafft sich Bienen an, ohne sich vorher schlau zu machen, was er tun muss, um den Honig aus den Waben zu bekommen, sein Bienenvolk gesund zu halten und – last but not least – sich vor Bienenstichen zu schützen. Sie würden sich doch auch keinen Bienenstock in den Garten stellen und dann irgendwann den Deckel aufmachen und versuchen, den Honig rauszuholen. Jeder weiß, dass man sich vorher informiert. Da muss niemand zum Imker-Führerschein verpflichtet werden.

Noch ein anderer Aspekt: Es gibt auch nicht nur die Imkerkurse der Verbände. Man kann die Imkerei auch von einem erfahrenen Imker oder einer erfahrenen Imkerin lernen. Die Neulinge in der Imkerei sind wissbegierig und wollen es ganz besonders gut machen.

Es geht ihnen nicht darum, mit dem Honig schnelles Geld zu machen, sondern um die Kulturtechnik der Imkerei und die Faszination für das komplexe Leben eines Bienenvolks.  Man muss da nicht mit bürokratischen Anforderungen eingreifen, außer es soll mal wieder eine Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahme für die Landwirtschaftskammer sein wie das ZEHN.  

Die Menschen suchen sich ihre Imker-Paten selbst. In vielen Bereichen wird krampfhaft versucht, den Kontakt zwischen den Generationen zu fördern. Wenn Sie jetzt hier einen institutionalisierten Weg des Lernens vorschreiben, verbauen Sie genau das, dass man Kontakt zum Imker in der Nachbarschaft aufnimmt und sich diesen Profi als Lehr-Paten aussucht. Der Vorsitzende des Imkerverbands Hannover sagt sogar ausdrücklich, auch die nicht verbandlich organisierten Imker das gut machen.

Eins ist klar: Hätte die GroKo die Imkerverbände vorher angehört, wäre ein solcher Antrag wohl nicht entstanden. Ich habe mit Hobbyimkern und Berufsimkern gesprochen. Mit der Vorsitzenden des Imkerverbands Weser-Ems und mit freien Imkern. Keiner von denen hat einen Imker-Führerschein befürwortet.

Und eins ist auch absurd: Beim Thema eines verpflichtenden Sachkundenachweises für die Haltung von Exoten, den die Terrarier- und Aquarianer-Verbände wegen mangelnden Wissens der Tierhaltenden ausdrücklich in unserer Anhörung eingefordert haben, stehen Sie auf der Bremse, aber in der Imkerei, wo die Leute freiwillig Kurse besuchen, wollen Sie eingreifen. Das ist absurd.

Wenn Sie etwas für die Imkerei und die Bienen machen wollen, dann beenden Sie ihre Unterstützung für die bienengiftigen Neonicotinoide, Frau Ministerin, dann sorgen Sie doch dafür, dass wie in anderen Bundesländern Imker auch direkt von der EU-Förderung profitieren können, um das Blüten- und Nahrungsangebot für Bienen von Frühling bis Herbst durchgängig zu verbessern. Unterstützen Sie die Forschung und den Austausch in Bezug auf wesensgemäße Bienenhaltung oder robuste Bienenarten. Unterstützen Sie den Erhalt der einzigen autochtonen Bienenart der Heidebiene, die gerade für unsere heimischen Blühpflanzen eine passende Bestäuberin ist.

Wenn ihr Antrag so bleibt, müssen wir ihn ablehnen.