Seit der letzten Kommunalwahl bin ich Vertreterin der GRÜNEN im Ausschuss für Finanzen und Vermögen und Vorsitzende des Kulturausschusses – eine Kombination, die es in sich hat.
In der Stadt Verden gibt es vielfältige Kulturprojekte und –initiativen, die das Leben hier bereichern. Fast alle Einrichtungen, Vereine und Initiativen sind auf öffentliche Mittel und Sponsoren angewiesen. Da Kultur und Bildung zusammen gehören, sehe ich die Förderung als wichtige kommunale Aufgabe. Die Stadtbibliothek mit ihrem Anspruch auf Leseförderung und die Museen, die mit ihrer museumspädagogischen Arbeit machen das sehr deutlich.
Aber zu einer lebendigen Kulturarbeit gehört mehr als eine gute finanzielle Ausstattung. Bei den Museen sind engagierte Vereine und Fachpersonal mit immer wieder neuen Ideen aktiv. In der Stadtbibliothek gibt es einen Förderkreis, der mit aktuellen Aktionen wie z. B. einem Bücherflohmarkt und einem Märchenmonat mit zahlreichen Veranstaltungen die bibliothekarische Arbeit inhaltlich und finanziell unterstützt.
Der Verein kommunales Kino wird von zahlreichen Kinointeressierten getragen, die mittwochs für ein anspruchsvolles, nicht ausschließlich kommerzorientiertes Kinoprogramm sorgen und regelmäßig das Kurzfilmfestival „Filmsalat“ veranstalten.
Der Theaterbeirat, eine Gruppe begeisterter Theaterbesucherinnen stellt in öffentlicher Sitzung das neue Programm für das Theaterabo zur Abstimmung.
Die Jazz- und Blues-Tage sind dank des Engagements von Sponsoren, Stadt und Landkreis und vor allem durch die Arbeit der Vereinsmitglieder zu einem jährlichen kulturellem Highlight geworden.
An den Domfestspielen beteiligen sich viele Darstellerinnen und Darsteller, Organisatoren und Sponsoren und machen so ein großes historisches Spektakel möglich, das Besucher von nah und fern nach Verden zieht.
Es gibt sicher noch zahlreiche weitere Beispiele für Kulturarbeit von Bürgerinnen und Bürgern. Ich denke da nur an die kleinen plattdeutschen Theatergruppen in den Ortschaften oder die Allerbühne.
Was macht diese Kulturarbeit so besonders? Sie ist basisdemokratisch organisiert, das heißt weder ein kommerzieller Betrieb oder noch die Kulturverwaltung entscheiden über das kulturelle Angebot. Die Gefahr, dass alles immer so bleibt wie es ist, ist nicht gegeben, da die Gesellschaft sich verändert und auch die kulturellen Bedürfnisse der Menschen sich ändern. Das Wichtigste ist jedoch die Lebendigkeit des kulturellen Angebots.
Augenblicklich setzen sich viele Kulturmenschen mit einem sehr kulturkritischen Buch auseinander „Der Kulturinfarkt. Von allem zu viel und überall das gleiche“.
Als Kulturpolitikerin sehe ich in Verden kulturelle Vielfalt und nicht „überall das gleiche“. Als Finanzpolitikerin weiß ich, dass wir die städtische Kulturförderung klug und gewinnbringend anlegen.
Als kulturpolitische Aufgabe sehe ich in nächster Zeit den Ausbau der Bürgerbeteiligung in Projekten wie Städtepartnerschaften und der Verdener Kunstbörse. Bei der Kunstbörse werden wir eine Internetplattform einrichten, auf der alle Kunstinteressierten Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge äußern können.
Gute Kulturpolitik ist dann erfolgreich, wenn sie auch demokratisch im Sinne von unmittelbarer Beteiligung ist, andernfalls besteht immer die Gefahr, dass sie zum Selbstzweck zum „Kulturinfarkt“ wird.
Gesine Ahlers
Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im Verdener Stadtrat