Verdener Gespräch: Weiterentwicklung der Schulstruktur im LK Verden

Im Kreistag am 28.5.2010 soll ein Zielkontrakt zwischen dem Kreistag und dem Landrat beschlossen werden. Derzeit werden in den Fachausschüssen die einzelnen Ziele beraten. Das Ziel für die Schulen im Landkreis Verden ist es, eine wohnortnahe und vielseitige Beschulung in den Städten und Gemeinden sicherzustellen. Dieses Ziel wird von meiner Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen unterstützt.

Zur Zielerreichung wurde der Arbeitskreis Schulstruktur gebildet. Zwischen den Schulträgern der Gemeinden und dem Schulträger Landkreis Verden soll ein abgestimmtes Konzept erarbeitet werden, das eine gemeinsame Schulentwicklung ermöglicht. Ich finde, dieser Arbeitskreis tritt zunehmend auf der Stelle. Meines Erachtens nach werden falsche Prioritäten gesetzt. Erste Priorität sollte die Frage der pädagogischen Ausrichtung sein. Stattdessen rücken Standortfragen -besonders im Hinblick auf den demografischen Wandel – also der zurückgehenden Schülerzahlen- und die ständig neuen Verordnungen des Landesschulamtes zur Schulstruktur in den Vordergrund.

Trotz der Bekundungen selbst der FDP und der Unionspolitiker im Land, dass ein gutes Bildungssystem wichtiger ist als Steuersenkungen regiert der Rotstift Als Beispiel sei hier nur die Diskussion um die Ganztagsschule in Achim genannt. Oder die aktuellen Forderungen des Landesrechnungshofes 9200 Lehrerstellen in den nächsten Jahren abzubauen. Noch im Januar hatte die schwarz-gelbe Regierung erklärt, das Bildungsressort von der Sparrunde auszuklammern.

Der Landkreis Verden steht vor der bildungspolitischen Herausforderung die Abwanderung der Schülerinnen und Schüler in andere Landkreise oder nach Bremen -beispielsweise durch ein Gesamtschulangebot- zu stoppen und den Anteil der Risikoschüler zu verringern.

Zirka 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler erreichen nicht das Bildungsminimum, das für eine erfolgreiche Ausbildung notwendig ist. Hier hat sich seit dem Pisa-Schock 2001 viel zu wenig getan. Ein gerechtes Bildungssystem muss den Anspruch haben, jedes Kind zu fördern und gesellschaftliche Blockaden durch das Aussortieren nicht noch zu verfestigen. Bündnis 90/Die Grünen wollen einen Konsens, um die Ideologisierung der Bildungsdebatte zu überwinden. Es geht nicht darum, entweder die Strukturen zu verändern oder die Qualität zu verbessern – beides muss zusammenkommen. Wir brauchen ein längeres gemeinsames Lernen ebenso wie mehr individuelle Förderung und bessere Unterrichtsmethoden. Nur so können wir die Eltern überzeugen. Sie sind der Schlüssel für einen Bildungskonsens, deshalb muss ein Ziel bei der Weiterentwicklung der Schulstruktur auch die Elternbefragung im Landkreis Verden sein. Außerdem sollten Schülervertretungen, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Migrantenverbände beteiligt werden. Schulen müssen autonomer werden. Kollegien, die mutig sind neue Wege zu gehen. müssen unterstützt werden. Schulleitungen vor Ort wissen oft besser, was für ihre Schule gut ist, als die Kultusbürokratie.

Die Weiterentwicklung der Schulstruktur kann nur mit pädagogischen Reformen gelingen. Wir unterstützen daher das „Bündnis Schulen“ Kontakt: info@volksbegehren-schulen.de . Vielleicht helfen auch Sie mit, das Bündnis zu unterstützen. Denn nur so kann die Landespolitik den Reformwillen der Basis nicht immer ignorieren.

Karin Labinsky-Meyer,

Kreistagsfraktion, Bündnis 90/Die Grünen