Bericht der Verdener Nachrichten, 12.09.09:
(von Uwe Dammann)
Verden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Joachim Stünker hat Angst vor Schlangen. Sein Kontrahent, der CDU-Bundestagskandidat Andreas Mattfeldt ist seit seinem 10. Lebensjahr in der Feuerwehr und der Grünen-Kandidat Heiner Haase hat einen Esel und ein Pony zu Hause, die er Max und Moritz getauft hat. Ungewöhnliches über die Bundestagskandidaten konnten die Besucher bei der Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl für Menschen mit Behinderungen im Verdener Kreishaus erfahren.
Über 200 Menschen mit Behinderungen (körperlich und geistig) aus allen Behinderteneinrichtungen im Landkreis diskutierten am Donnerstagabend mit den Kandidaten die gesamte Themenbreite zur Bundestagswahl. Und das auf äußerst direkte und unterhaltsame Weise. Während andere Podiumsdiskussionen eher mal dröge daherkommen können, war die Stimmung im Kreishaus ganz anders.
Ungewöhnliche Fragen
Das lag in erster Linie an den vielen ungewöhnlichen Fragen der Behinderten an die Kandidaten. Aber auch die Politiker hatten sich gut auf die Diskussion vorbereitet und lieferten schlagfertige Antworten. Ihre Statements wurden vom Plenum stets mit Anteilnahme, Beifall, manchmal Gelächter, aber auch schon mal mit einem direkten Dankeschön per Handschlag am Podiumstisch belohnt.
Beeindruckend auch die visuelle Begleitung durch die Kunststudentin Juliane Rhoese aus Ottersberg, die zum besseren Verständnis Fragen und Antworten mit Zeichnungen darstellte, die per Beamer auf Großbildleinwand erschienen. Da tauchten kleine Schweinchen auf, wenn es um Umweltverschmutzung ging oder ein Polizist und dunkle Gestalten, als das Thema Kriminalität diskutiert wurde.
Auch wenn die Stimmung im Saal nicht so bierernst war: Die gesamte Veranstaltung hatte natürlich einen ernsten Hintergrund. Darauf wies Landrat Peter Bohlmann in seiner Begrüßung hin und betonte, dass es 12.000 Menschen mit Behinderungen im Kreis Verden gebe, von denen viele am 27. September wählen können und die ihre Interessen vertreten sehen wollen.
Gemeinsame Aktionen mehrerer Einrichtungen
Die Begrüßung des Podiums und das Schlusswort übernahm der Achimer Student Torsten Pickert, der sich bei den Politikern bedankte, dass sie zum Dialog mit den Behinderten bereit seien. Die musikalische Umrahmung stammte von einem Quartett des Parzival-Hofes.
Den Behinderteneinrichtungen Lebenshilfe Rotenburg-Verden, Lebenshilfe Verden, Stiftung Waldheim Cluvenhagen, Waldheim Werkstätten, Parzival-Hof Quelkhorn und Tragende Gemeinschaft Schafwinkel, die gemeinsam diesen Abend organisiert hatten, geht es im Wesentlichen um Aufklärung und Information für die Behinderten, die sich so ein persönliches Bild von den jeweiligen Kandidaten machen können. „Bei uns sind alle stark daran interessiert, am 27. September wählen zu gehen. Von Wahlmüdigkeit ist da nichts zu spüren“, sagt Stefan Bachmann, Heimleiter des Parzival-Hofes.
Einen politischen Favoriten der Behinderten auszumachen, war an diesem Abend schwierig. Joachim Stünker (SPD) und Herbert Behrens (Linke) mussten die meisten Fragen beantworten, dicht gefolgt von Andreas Mattfeldt (CDU) und Heiner Haase (Grüne). Tim Schardelmann (FDP) war dagegen nicht so gefordert. Fragen stellten die Behinderten zu persönlichen Problemen wie Taschengeld oder Vormundschaft, aber auch zu allgemeinen Themen wie Umweltschutz, Kriminalität, Afghanistan-Krieg oder Atomkraft.