Bei uns kommt das Wasser aus dem Hahn: in Trinkwasserqualität – sauber und frisch. Wir Verbraucher benutzen es zum Kaffee aufbrühen, zum Haare waschen, zum Kartoffeln kochen, für die Waschmaschine, den Garten, die Toilettenspülung und das Planschbecken. Sauberes Wasser ist für uns eine Selbstverständlichkeit geworden.
Durchschnittlich verbraucht jeder Bundesbürger täglich 129 Liter Trinkwasser, davon werden lediglich 3 % zum Kochen und Trinken genutzt.
In Angola verbraucht der Mensch pro Tag 18 Liter, im Tschad sind es nur 11 Liter. Jeder Australier hingegen genießt pro Tag 471 Liter Frischwasser. Lebensstandart bedeutet: steigender privater Wasserverbrauch.
Schätzungen gehen davon aus, das sich der private Wasserverbrauch in den nächsten 30 Jahren noch einmal verdreifachen wird. Dann wird mindestens 40% der Weltbevölkerung in Ländern leben, in denen chronische Wasserknappheit herrscht. Das bedeutet Krankheit, Hunger, noch weiter steigende Kindersterblichkeit. Schon jetzt sterben täglich weltweit über 5.000 Kinder, weil sie kein sauberes Trinkwasser und keine ausreichenden sanitären Bedingungen haben.
Konflikte um Ernährung, Wasser und Land werden die Zukunft bestimmen.
Wir leben auf dem „Blauen Planeten“, aber unsere wichtigste Ressource „Wasser“ ist begrenzt. Übermäßige Wasserentnahmen zerstören den Wasserkreislauf als sich selbst regenerierenden Rohstoff.
Ökologische Systeme reagieren empfindlich auf Eingriffe: wie sich die Übernutzung von Wasserreserven auswirkt, lässt sich exemplarisch an den Feuchtgebieten in Kalifornien zeigen, die durch den Raubbau an den Wasserreservaten fast völlig verschwunden sind. Von den früher 60 Millionen Zug – und Wasservögeln in diesen Gebieten sind noch 3 Millionen übrig geblieben.
Die Zuflüsse zum Aralsee wurden in so großem Umfang für die Bewässerung von Baumwollfeldern genutzt, dass der einst riesige See jetzt austrocknet mit verheerenden Folgen für Pflanzen, Tiere und Menschen.
Massive Wasserentnahmen durch Coca-Cola in Indien führen zum Absinken des Grundwasserspiegels in vielen Regionen, so dass der Bevölkerung kaum noch Wasser für den täglichen Gebrauch zur Verfügung steht.
Wasser wird knapp und damit kostbar – der „World Water Index“ kann über Aktienfonds gehandelt werden. Börsianer erwarten ausgezeichnete Profite für die Anleger, die in den „wichtigsten Rohstoff des 21. Jahrhunderts“ investieren.
Dem entgegnet Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises: „Die Frage ist nicht, ob es eine grüne Zukunft gibt. Eine Zukunft gibt es nur, wenn sie grün gestaltet wird!“
Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für die Wasserentnahmen im Landkreis Verden? Auch hier muss gelten: Es darf nicht mehr Wasser entnommen werden, als sich natürlich erneuert. Diese Grundannahme muss der Maßstab für künftige Wasserförderung werden – weltweit ebenso wie am Panzenberg im Landkreis Verden. Nur so können Austrocknungen, Absinken des Grundwasserspiegels, Veränderung von Flora und Fauna verhindert werden. Da Wasserkreiskreisläufe sehr komplexe Systeme sind und Faktoren wie Klimaveränderung kaum hochgerechnet werden können, sollte es ausgeschlossen sein, Genehmigung zur Förderung für länger als 10 Jahre zu erteilen.
Eine sparsame Verwendung endlicher Ressourcen unter öffentlicher Kontrolle und Ausbau regenativer Nutzungen (z.B. Regenwasser-Toilettenspülungen…) garantieren, dass auch künftige Generationen sagen können: „bei uns kommt das Wasser aus dem Hahn, sauber und frisch!“
Doris Gerken
Kreistagsabgeordnete
Bündnis 90 / Die Grünen