Verdener Gespräch zur Schulgesetznovelle

Weniger Stress – Mehr Qualität – Mehr Vielfalt – Mehr Bildungsgerechtigkeit

Karin Labinsky-MeyerDie rot-grüne Landesregierung hat am 18.02.2015 den Entwurf für eine große Schulgesetznovelle in den Landtag eingebracht.
Sie wurde unter großer Beteiligung von vielen Verbänden entwickelt.
Die wichtigsten Änderungen sind:

 

  • Die Gymnasien kehren zum Abitur nach 13 Jahren zurück.
  • Die Ganztagsschulen werden weiterentwickelt. Es werden sogenannte gebundene Ganztagsschulen (Schulen mit einem integrierten ganztägigen Angebot) zugelassen.
  • Es werden differenzierte Formen der Leistungsbewertung eingeführt. Die Schullaufbahnempfehlung am Ende der Grundschulzeit wird ersetzt durch intensive Beratungsangebote.
  • Die Rahmenbedingungen für die Inklusion werden weiterentwickelt:
    Die Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen laufen aus. Schüler/innen, die bereits eine Förderschule Lernen besuchen, können, müssen aber nicht bis zum Abschluss auf dieser Schule verbleiben. Die Förderschulen mit dem Schwerpunkt Sprache behalten Bestandsschutz.
    Eine Überweisung auf eine Förderschule auf Beschluss der Schulbehörden muss regelmäßig überprüft werden.
  • In den Grundschulen werden jahrgangsübergreifende Lerngruppen auch für den 3. und 4. Jahrgang zugelassen.
  • Die Genehmigung von neuen Gesamtschulen wird erleichtert: Die Gesamtschule wird von einer ergänzenden zu einer ersetzenden Schulform.


Obwohl die Schulgesetznovelle deutliche und von Eltern und Verbänden schon lange geforderte Verbesserungen aufnimmt, gibt es von der Opposition CDU und FDP, dem Philologen Verband, dem Verband der Elternräte an Gymnasien e.V. massiv Protest. Insbesondere stoßen sich diese daran, dass die Gesamtschule zu einer ersetzenden Schulform werden soll. Es werden Nachteile für Gymnasien zugunsten von Gesamtschulen benannt. Auch hier im Landkreis gibt es Stimmen, die befürchten, dass Gesamtschulen, die Gymnasien verdrängen könnten.

Dies ist eine völlig unbegründete Furcht!
Denn Ziel ist es, dass alle Schüler/innen, die eine Gesamtschule besuchen wollen, es auch können. Nur dann haben die Eltern und Schüler/innen wirklich eine Wahlmöglichkeit zwischen einer Schule des längeren gemeinsamen Lernens und einer Schule des gegliederten Schulsystems. Im Land Niedersachen stehen 116 öffentlichen Gesamtschulen 257 Gymnasien gegenüber. Im Landkreis Verden gibt es fünf Gymnasien und eine einzige Integrierte Gesamtschule (IGS) in Oyten, die sich im Aufbau ihrer Oberstufe befindet.
Das neue Schulgesetz nimmt endlich die Wünsche vieler Elterninitiativen zur Gründung von Gesamtschulen in den letzten 20 Jahren auf. Die Hürden, die von der letzten schwarz/gelben Regierung bei Gesamtschulgründungen aufgebaut wurden, werden abgebaut. Daraus zu folgern, dass nunmehr die Gymnasien in ihrer Existenz bedroht sind, ist schon aberwitzig.
42 % der Schülerinnen und Schüler besuchen ab der 5. Klasse ein Gymnasium. Welches Kommunalparlament sollte da eine Schließung erwägen? Den Schulträgern also den Gemeinden, Städten und dem Landkreis wird im Schulgesetz mehr Flexibilität gewährt. Dies wird ihnen erleichtern, das Schulangebot an die Wünsche der Eltern und der Kinder anzupassen.
So wünschen sich beispielweise die IGS Eltern aus Oyten, die Gemeinde, die Parteien und die Schule eine IGS Oberstufe in Oyten. Durch das neue Schulgesetz wird es leichter, das pädagogische Konzept der IGS -die Durchlässigkeit von Klasse 5 bis Klasse 13- in Oyten zu realisieren.
Das Leitbild der IGS Oyten „Zusammenkommen ist ein Beginn- Zusammen Lernen ist ein Weg – Zusammenleben ist unser Ziel“ soll in der nächsten öffentlichen Kreisschulausschusssitzung im April vorgestellt werden. So hat es der Kreisausschuss in seiner Sitzung am 09.02.15 geplant. Wenn Sie neugierig geworden sind, kommen Sie in die Sitzung.
Zusammenfassend kann festgestellt werden:

In der vorliegenden Schulgesetznovelle stehen Gymnasien und Gesamtschulen nicht gegeneinander, sondern ergänzen einander. Das neue Schulgesetz bietet mehr pädagogische Qualität und Vielfalt. Es ermöglicht besser auf die individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler/innen einzugehen. Dem Ziel mehr Bildungsgerechtigkeit, qualifizierte Schulabschlüsse für alle, kommen wir mit der Schulgesetznovelle entscheidend näher.

Karin Labinsky-Meyer

Mitglied im Kreisschulausschuss