Veranstaltung mit Bundestagsabgeordneten Thilo Hoppe / Grüne wollen Verden zu nachhaltiger und fairer Kommune entwickeln
Die Grünen wollen für Verden eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, die soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte umfasst. Wichtig ist ihnen dabei aber die Berücksichtigung der globalen Zusammenhänge. Dazu passte die Veranstaltung, die der Grüne Ortsverband am Dienstagabend im Liekedeeler organisiert hatte: der Grüne Bundestagsabgeordnete Thilo Hoppe (Aurich) berichtete über Möglichkeiten von Kommunen, im Bereich kommunaler Entwicklungszusammenarbeit und Fairem Beschaffungswesen aktiv zu werden.
„Wir werden im nächsten Jahr wieder viel über Nachhaltige Entwicklung hören und auch die Kommunen werden gefragt werden, welchen Beitrag sie dabei leisten,“ sagte Grünen-Kreisverbandssprecher und Stadtratskandidat Rasmus Grobe in seiner Einleitung. Im kommenden Jahr jährt sich zum zwanzigsten Mal die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio, wo erstmals die Themen Entwicklung und Ökologie zusammen gebracht und mit der Agenda 21 ein Fahrplan für globale nachhaltige Entwicklung beschrieben wurde. Gerade Kommunen komme dabei eine wichtige Rolle zu. Hierbei sei es aber wichtig, die globalen Zusammenhänge zu berücksichtigen. So war es dann auch Thilo Hoppes Anliegen, diese Zusammenhänge nochmal deutlich zu machen.
Hoppe, der seit 2002 für die Grünen im Deutschen Bundestag sitzt und derzeit stellvertretender Vorsitzender des Auschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit ist, erzählte zunächst aus seiner eigenen Biografie, die ihn als Journalisten und Religionspädagogen in Entwicklungsländer geführt habe. Dort sei ihm deutlich geworden, dass den Menschen dort weniger durch Hilfsprojekte, als langfristig durch Veränderungen in den weltwirtschaftlichen Verhältnissen geholfen werden könne. „Wir müssen hier bei uns was tun,“ so Hoppe. Die größten globalen Herausforderungen seien die Hungerkrise und die Klimakrise. Weltweit hungerten mehr als eine Milliarde Menschen. Das Problem sei aber nicht, dass nicht genug Nahrung herstellbar sei, sondern dass aufgrund der weltwirtschaftlichen Verhältnisse in vielen Ländern die landwirtschaftlichen Flächen vorrangig für den Export genutzt würden, für den Anbau von Energiepflanzen oder – weltweit zu 30% – für Futtermittel für die Massentierhaltung in Industrieländern. Ferner käme von den Preisen für viele Produkte, die wir hier kaufen, nur ein Bruchteil bei den Erzeugern an. Ale Beispiele nannte Hoppe Genussmittel wie Tee, aber auch auch Textilien. Oft sei es sogar noch schlimmer: beispielsweise viele Textilien würden unter ausbeuterischen Bedinungen, vielfach auch in Kinderarbeit hergestellt. Besonders schlimm sei die Herstellung von Pflaster- und Grabsteinen. „30% der Grabsteine kommen aus brutaler Kinderarbeit,“ so Hoppe.
Zwischen Hungerkrise und Klimakrise gebe es Zusammenhänge, so seien die jüngsten Hungerkrisen am Horn von Afrika, die Flutkatastrophen in Bagladesh oder Dürren in Sahel-Zone Folgen des Klimawandels.
Alle Initiativen, die einen Fairen Handel unterstützten oder zumindest ausschließen, dass Produkte aus ausbeuterischen Bedinungen kommen, seien wichtige Schritte zur Veränderung von Verhältnissen auf dem Weltmarkt insgesamt. Hoppe wünschte Verden, dass es sich die Stadt auf den Weg zu „FAIRden“ mache und wie viele andere Kommunen beispielsweise im öffentlichen Beschaffungswesen entsprechende Beschlüsse fasse. Dabei ginge es zunächst um eine kritische Auseinandersetzung und Bewusstseinsbildung: „Wir müssen uns fragen: wo kommt das Zeug her, wie wird es hergestellt?“ Hoppe berichtete von Beispielen aus anderen Kommunen, wo die Feuerwehr mit fair gehandelten Uniformen ausgestattet wurde, der Umstellung von öffentlichen Kantinen und sogar Schulen auf fair gehandelten Kaffee, Tee und Kakao oder der Bezug von fair gehandelten Schnittblumen. Es gebe vielfältige Möglichkeiten, dass öffentliche Beschaffungswesen nach ökologischen und sozialen Kriterien zu gestalten. Hilfestellung gebe es dabei unter anderem vom Deutschen Städtetag.
In der nachfolgenden Diskussion wurde deutlich, dass es bereits einige Anknüpfungspunkte gibt: so berichtete eine Mitarbeiterin des Weltladens Ölzweig von ihren Erfahrungen mit Fairen Produkten und einem geplanten Projekt zur Vermarktung von fairem Kaffee. Kreistags-Fraktionsvorsitzende Ulla Schobert erinnerte daran, dass die Grünen im Kreistag einen Antrag zum Verzicht auf Produkte aus Kinderarbeit eingebracht hatten und Landratskandidat Deter bekräftigte, dass er hier auf Kreisebene eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten sehe.
Abschließend bekräftige Rasmus Grobe die Absicht der Verdener Grünen, im Bereich globaler und ökologischer Verantwortung der Kommune Akzente zu setzen: „Wir wollen kommunale Außenpolitik gestalten“, so Grobe. Er erinnerte daran, dass hier auch die globalen Wirtschaftsbeziehungen Verdener Unternehmen und bestende Beziehungen von Vereinen und Privatpersonen Anknüpfungspunkte sein können. „Dabei wird es nicht darum gehen, das Thema mit einem schnellen Antrag abzuhandeln, sondern es geht zunächst darum Bewusstsein zu schaffen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Nachhaltige Entwicklung ist ein Prozess, bei dem wir möglichst alle mitnehmen sollten,“ so Grobe.