Der Ausstieg aus der Atomenergie und der damit verbundene Beginn der Energiewende sind derzeit in aller Munde. Vertreter nahezu aller politischer Richtungen fordern den Ausbau regenerativer Energieerzeugung. Mitunter wirkt es erstaunlich, wer da noch alles auf den bereits in voller Fahrt befindlichen Zug aufspringt. Doch was müssen wir in Verden eigentlich machen, um wirklich die Energiewende voranzutreiben und nicht nur Lippenbekenntnisse zu verbreiten?
Die Fraktion von Bündnis90/Die Grünen im Verdener Stadtrat hat bereits am 14.10.2008 einen umfassenden Antrag zur Beschlussfassung im Rat der Stadt Verden gestellt. Dieser Antrag beinhaltet unter anderem die Unterstützung der verstärkten Installation von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) und Mini-Blockheizkraftwerken (BHKW) in dafür geeigneten Gebäuden und die Steuerung dieser Anlagen über ein virtuelles Kraftwerk. Blockheizkraftwerke, besonders in der Form von Mini-BHKW, sind die ideale Ergänzung zu den erneuerbaren Energieträgern Sonne, Wind und Wasser. Es ist unbestreitbar, dass Energie aus Sonne und Wind nicht ständig und Energie aus Wasserkraft nicht überall verfügbar ist. Solange keine Speichermöglichkeiten für erneuerbare Energien in ausreichender Form zur Verfügung stehen, müssen also Lösungen zur Deckung einer möglichen Lücke geschaffen werden. Diese Lückenfüller müssen schnell hochgefahren werden können und sollten auch schnell wieder abschaltbar sein. Diese Möglichkeit bieten Großkraftwerke nicht. Ein Atom- oder Kohlekraftwerk kann nicht mal eben an- oder abgeschaltet werden. Ein BHKW schon. Es muss also nur dann Strom produziert werden, wenn er tatsächlich benötigt wird und wenn aus erneuerbaren Quellen die ausreichende Menge nicht bereitgestellt werden kann. Da diese Kleinanlagen dezentral, das heißt in der Nähe der Verbraucher, aufgestellt werden können, entfällt auch noch der sehr verlustreiche Transport des Stromes über weitreichende Überlandleitungen. Wenn viele dieser dezentralen Kleinanlagen über eine gemeinsame Leitstelle gesteuert werden können, spricht man von einem virtuellen Kraftwerk.
Bereits 100.000 gasbetriebener BHKW, die in dieser Form zu einem virtuellen Großkraftwerk zusammengeschlossen werden, haben eine Kapazität von bis zu 2.000 Megawatt. Das entspricht der Leistung von 2 Atomkraftwerken.
Diese dezentralen „Großkraftwerke“ stellen daher die tatsächliche Brückentechnologie dar und schließen, auf umweltfreundliche Weise, die Lücke der witterungsabhängigen erneuerbaren Energieerzeugung durch Solar- und Windkraftanlagen. Grüne Politik, die darauf baut das unsere Energieversorgung auch ohne zusätzlichen Bau von Kohlekraftwerken und ohne Atomkraftwerke sichergestellt werden kann, ist damit heute unverzichtbarer denn je zuvor. Grüne Politik setzt sich auf Bundesebene dafür ein, dass das von der Bundesregierung eingestellte Förderprogramm für Mini-BHKW sofort wieder ins Leben gerufen wird.
Damit in Verden die vom Rat der Stadt beschlossene nachhaltige Reduzierung des CO2-Ausstoßes und die wachsende Unabhängigkeit der Stadtwerke von den großen Energiekonzernen umgesetzt werden kann, bedarf es also konkreter Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele. Und da Verden das nicht allein schaffen kann, bedarf es der Zusammenarbeit mit den umliegenden Städten und Gemeinden, mit deren politischen Gremien, deren Energieunternehmen und deren Energieverbrauchern. Das ist eine Aufgabe, die jetzt auch auf Kreisebene angepackt werden muss.
Energiepolitik, insbesondere umweltfreundliche Energiepolitik, führt immer stärker zu dezentralen Lösungen in der Energieerzeugung. Daher wird Energiepolitik in Zukunft zu einem erheblichen Teil auf kommunaler Ebene, in den Stadträten und Kreistagen stattfinden. Wir Grünen stehen mit der erforderlichen Kompetenz dafür bereit.
Martin Deter
Stellv. Fraktionsvorsitzender
Bündnis 90/Die Grünen
im Verdener Stadtrat